Garmischer Tagblatt
Ausgabe 01.12.2020
Garmisch-Partenkirchen – Im ersten Moment denkt man mehr an Science Fiction als an Medizin. Dieses weiße Monstrum sieht aus, als müsste es eigentlich auf dem Raum- schiff Enterprise stehen. Anstatt Captain Kirk hat in diesem Fall allerdings Dr. Wolf- gang Maier das Sagen. Für ihn ist das hoch entwickelte Gerät ein alltäglicher Anblick. Er ist Facharzt für Strahlentherapie und Radiologie und leitet seit diesem Sommer den Fachbereich am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Dazu ist das Haus eine Kooperation mit der Strahlentherapie Süd eingegangen, die nun sechs Standorte in Süd- deutschland versorgt.
Neu ist diese Sparte am Klinikum nicht. Dr. Kerstin Witzmann-Köhler betreibt ihre ambulante Praxis bereits seit Jahren im Haus. 2019 bekundete die Fachärztin, sich bereits auf den Ausstieg vorzubereiten. „Wir wollten das Angebot aber unbedingt im Haus behalten“, sagt Geschäftsführer Frank Niederbühl. Da kamen die Verhandlungen mit der Strahlentherapie Süd gerade recht. Das Unternehmen mit Sitz in Kaufbeuren bot an, die Praxis zu übernehmen, auch Fachärztin Dr. Witzmann-Köhler ist weiter im Team.
Der Deal war am Ende schnell eingetütet. „Jetzt runden wir unsere Versorgung ab“, betont Niederbühl. Denn viele Krebspatienten mussten bisher für Bestrahlungen weite Fahrten bis München auf sich nehmen. „Kurze Wege sind in dieser Thematik aber viel wert“, stellt Dr. Maier klar. Die Zusammenarbeit ermöglicht eine umfangreiche Strahlentherapie vor Ort.
Die Onkologie, also die Tumormedizin, ist für das Klinikum generell ein wichtiger Faktor. „Unser zweites großes Standbein“, bestätigt Niederbühl. Das andere bildet die Endoprothetik mit der Fachklinik endogap. „Im Bereich der Onkologie gehen die Zahlen stetig nach oben.“ Niederbühl spricht von 15 bis 20 Prozent Zuwachs pro Jahr.
Da erscheint die Ausweitung des Angebots nur logisch. Die Allianz mit Strahlentherapie Süd schließt eine große Lücke im gesamten Raum südlich von München. „Wir haben ein ziemliches Al- leinstellungsmerkmal“, versichert Dr. Maier. In Weilheim gebe es einen weiteren Standort, der technisch aber „leicht veraltet“ ist.
Das kann man von der Abteilung in Garmisch-Partenkirchen wahrlich nicht behaupten. Vier Millionen Euro hat das externe Unternehmen in die Hand genommen, um am Standort Auenstraße moderne Gerätschaften an- bieten zu können. Ein Computertomograf hat eine Aufrüstung erfahren, exklusiv für die Technik der Strahlentherapie. Die Geräte arbeiten ab sofort mit Handflächen-Scannern. Somit kann niemand fälschlicherweise oder an anderer Stelle bestrahlt werden. Maier: „Das ist auch eine Investition in das Thema Sicherheit“.
Gemeinsam strebt das Klinikum nun auch eine Zertifizierung als Onkologisches Zentrum an. „Da ist die Zahl in Bayern wirklich überschaubar“, verdeutlicht Niederbühl. Das Angebot in Garmisch- Partenkirchen ist im Grunde allumfassend. Zweimal die Woche findet eine Tumorkonferenz im Haus statt – mit allen Experten rund um die Onkologie. „Da werden die Therapien in jedem einzelnen Fall genau besprochen.“ Laut Maier gilt es, stets genau abzuklären, welche Therapieform die richtige ist. „Mit Strahlen können wir viel machen, es muss nicht immer sofort der chirurgische Eingriff sein.“ Die Entscheidung darüber werde im Zirkel der Fachärzte getroffen.
Ein wichtiges Gesamtpaket, das der Standort Garmisch-Partenkirchen nun bietet. Maier: „Für den Betroffenen ist es sehr wichtig, dass er einen Ansprechpartner in der oft schwierigen Situation hat.“
Klinikum ergänzt sein onkologisches Angebot um die Strahlentherapie – Zertifizierung geplant