Münchner Merkur
Ausgabe 26.07.2023
Eine schwere Krankheit ist meist ein Schock – und auch ein Anlass, viele Entscheidungen zu treffen. Jede Patientin und je der Patient steht dann vor vielen Fragen: Welche Therapie ist die richtige, welche Vor- und welche Nachteile wiegen für mich mehr als andere, wie kann ich ganz persönlich den besten Weg fin den? Bislang werden die Wünsche des Patienten nicht systematisch berücksichtigt oder aktiv abgefragt.
Hier gehen sechs bayerische Universitätskliniken künftig einen neuen Weg. Sie führen das Shared Decision Making (SDM) ein, also „gemeinsame Entscheidungsfindung“.
Bislang werden die Wünsche des Patienten kaum berücksichtigt
Hinter der englischen Bezeichnung steht ein Verfahren, das die Patienten weit mehr und besser einbinden will in die Entscheidungsfindung bezüglich der sie betreffenden Therapie. ,,Untersuchungen haben ergeben, dass leider noch immer besonders bei der Krebstherapie die Lebenssituation und die Wünsche der Patienten in Deutschland kaum berücksichtigt werden“, sagt Prof. Claus Belka, Chef der Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Er ist Sprecher der Projektgruppe für SDM. ,,Die Ärzte an den Kliniken gehen im Erstgespräch meist davon aus, dass die Patienten schon von niedergelassenen Ärzten umfassend informiert wurden, aber das ist häufig nicht geschehen.
„Shared Decision Making geht da einen neuen Weg“, sagt Belka und erläutert, dass es das Ziel ist, Patienten aktiv an Therapieentscheidungen zu beteiligen. Dass die Informationen ganz systematisch an die Betroffenen vermittelt werden, ermögliche gemein same Entscheidungen von Arzt und Patient. Letztlich auf Augenhöhe. ,,In dem Prozess von SDM werden den Patienten alle wichtigen und wissenschaftlich erwiesener maßen wirksamen Behandlungsmöglichkeiten verständlich erklärt, weiterhin deren jeweiligen Vor- und Nachteile und die Wahrscheinlichkeit, mit der diese eintreten“, erklärt er. Wichtig ist dabei auch: Der Patient kann sich auch entscheiden, sich an dem Entscheidungsprozess nicht zu beteiligen und die gesamten Informationen nicht bekommen zu wollen. Auch das ist SDM, weil die Entscheidung bewusst getroffen und mit dem Arzt besprochen wird.
Im Mittelpunkt steht die Frage: Was will und braucht der Patient?
Lesen Sie dazu bitte im original Artikel „Quelle“ weiter:
Die Götter in Weiß, die für den Patienten entscheiden – oder ihm die Last der Alleinentscheidung aufbürden: Beides sind Schreckensszenarien für moderne Mediziner. Die gehen andere Wege: Entscheidungen fallen mit dem Patienten gemeinsam.